Es war wirklich höchste Zeit, dass wir diese Ausstellung mit SIEGRID CAIN angedacht und umgesetzt haben. Das zeigt auch, wie stimmig alles von anfang an ineinandergriff – die gemeinsame Auswahl, die Anordnung der fotografien, die Textur der Ausstellung. Und am Ende das wunderbare Gedicht von David Whyte, das wie aus heiterem Himmel zu uns kam und uns inspirierte, als wir den Titel der Ausstellung hatten.
Und so war es auch nicht verwunderlich, dass die Vernissage am 9.11. in jeder hinsicht ein Schillernder und inspirierender abend wurde.
An dieser Stelle ist eine Vorwarnung angebracht. Die Fotografien von Siegrid machen was mit einem, wenn man sich in ihrer Nähe aufhält. Und damit meine ich kein bestimmtes Bild, sondern viel mehr ihr geheimes Zusammenspiel – wie sie unter der Hand den Stab der Bedeutung weitergeben.
Natürlich kann man sich die Fotografien auch einzeln ansehen, sie sind wie Fenster, die in eine andere Welt führen. Eine Welt, die weit mehr ist als die Abbildung des Realen, das uns umgibt. Die Fotografien sind wie Zeugen einer sehr persönlichen Auseinandersetzung mit der Welt, Beziehungsarbeit im besten Sinn des Wortes – bei dem die Teile vor allem im Miteinander zu funkeln beginnen.
Und deshalb zeigen sie nicht nur Texturen von Welt, die nicht ohne die Betrachterin gedacht werden können, sie sind auch wie Texturen zu lesen. Texturen, in denen sich jedes Teil auf andere bezieht und erst in der Differenz seine geheime Bedeutung verrät.
Es gibt zwei Arten, sich Fotografien zu nähern – die eine ist die, die auf das zeitlos Gültige darin schaut, die andere – und im Falle von Siegrid Cain erfolgversprechendere – Art ist die, die das flüchtig Subjektive umkreist und den Situationen nachspürt, in denen die Aufnahme stattfand. Kein Wunder, dass Siegrid Cain zu jeder dieser Momentaufnahmen eine Geschichte erzählen kann. Und auch wenn sie sie nicht erzählt, spürt man diese möglichen Aufladungen, sobald man genauer hinschaut.
“ES SIND SEHR PERSÖNLICHE ZEUGNISSE EINER SUCHE NACH ZUGEHÖRIGKEIT IN EINER WELT, DIE SCHON LANGE NICHT MEHR ALS GEGEBEN ANGENOMMEN WERDEN KANN.”
Die Ausstellung ist noch bis Mitte Dezember zu sehen. Dienstag, Mittwoch, Donnerstag von 8 bis 12 Uhr oder nach Absprache mit Katrin Gerschpacher bzw. Siegrid Cain.
The House of Belonging
by David Whyte
I awoke
this morning
in the gold light
turning this way
and that
thinking for
a moment
it was one
day
like any other.
But
the veil had gone
from my
darkened heart
and
I thought
it must have been the quiet
candlelight
that filled my room,
it must have been
the first
easy rhythm
with which I breathed
myself to sleep,
it must have been
the prayer I said
speaking to the otherness
of the night.
And
I thought
this is the good day
you could
meet your love,
this is the black day
someone close
to you could die.
This is the day
you realize
how easily the thread
is broken
between this world
and the next
and I found myself
sitting up
in the quiet pathway
of light,
the tawny
close grained cedar
burning round
me like fire
and all the angels of this housely
heaven ascending
through the first
roof of light
the sun has made.
This is the bright home
in which I live,
this is where
I ask
my friends
to come,
this is where I want
to love all the things
it has taken me so long
to learn to love.
This is the temple
of my adult aloneness
and I belong
to that aloneness
as I belong to my life.
There is no house like
the house of belonging.