Heimat neu interpretiert

Langsam nimmt unsere matchBOX an Fahrt auf. Wir sehen es an den Vermischungen, die plötzlich ohne Vorwarnung passieren. Ein Tennegauer Konditor entdeckt unsere Küche, die es noch gar nicht gibt, und will uns nicht nur Küchen-Hardware überlassen, sondern auch mit seinem Know-how unter die Arme greifen. Eine iranische Architektin entdeckt für sich die WERKSTOD als Raum für ihre Ton-Arbeiten.

Und Auch Besuche, wie der des Künstlers Günther Konrad, der uns eine wunderbare Leihstellung für unsere MATCHING-Räume überbrachte, zeigen, dass die matchBOX nach dem langwierigen und frustrierenden Lockdown der letzten Monate langsam zu einer Drehscheibe wird, auf der sich Dinge neu formatieren.

Konrads Werkserie von Collagen und Übermalungen trägt den Titel „Covert and discovered history“. Sie leben aus den Gegensätzen, die sich zwischen Bildern der Hochkultur und den neuen ungezügelten Bildwelten der Street-Styles ergeben. Diese eigens angefertigten Bilder werden digitalisiert und am Computer neu arrangiert. Auf der einen Seite begibt Konrad sich in die Vergangenheit, sucht nach kunstgeschichtlichen Artefakten der Hochkultur aus vergangenen Epochen und auf der anderen Seite arbeitet er an neuen, wilden, ungezügelten, Bildwelten analog und digital. Er verflüssigt festgeschriebene Codes und schafft damit eine neue visuelle Grammatik. Ziel ist es, Gegensätzliches in einen neuen Zusammenklang zu bringen, ohne zu harmonisieren.

In unserem Fall ist es der norwegische Maler Hans Andreas Dahl, dessen romantische Darstellung eines Mädchens in einer Fjordlandschaft Günter Konrad als Basis dient, um sie mit seinen eigenen Zeichnungen, Spraypaintings und Übermalungen zu assemblieren.

Hans Andreas Dahl: Young girl in a fjordlandscape

Hans Andreas Dahl: Young girl in a fjordlandscape

Das Ergebnis dieser künstlerischen Aneignung und Wiederentdeckung ist eine faszinierende Collage aus Heimat und Aufbruch, Geborgenheit und Verwirrung. “Das ist exakt die Spannung, in der wir als fairMATCHING hier im pittoresken Land Salzburg tätig sind”, dachte ich mir, als ich das Bild zum ersten Mal sah und mich spontan verliebte."

Günter Konrad: Covered and discovered history, 181, Refugees welcome

Günter Konrad: Covered and discovered history, 181, Refugees welcome

Diese De-Collage aus dem Jahr 2017 hat die Nummer 181 aus der erwähnten Serie „Covert and discovered history“ und trägt den ebenso geschichtsträchtigen wie umstrittenen Titel “Refugees welcome”.

Ich nenne sie für mich “Heidi goes Diversity” und freue mich sehr, dass es uns nun jeden Tag aufs Neue inspiriert. Wir sind schon gespannt, für welche Impulse diese künstlerische Intervention sorgen wird. Freue mich schon auf das Künstlergespräch in der matchBOX irgendwann im Herbst.