Von einer Titelgeschichte, die es nicht gibt

DIE Titelgeschichte im letzten “FALTER”, die es nicht gibt, erinnert mich daran, wie die Zeit vergeht. Der Sommer 2015, als alles begann, ist schon fünf Jahre her. Der FALTER bringt ein paar um Ausgewogenheit bemühte Zahlen und will wissen, was aus den „Gutmenschen“ von damals geworden ist, die aus der Zivilgesellschaft kamen und maßgeblich dafür verantwortlich waren, dass die Flüchtlingswelle bewältigt werden konnte. Ein bisschen halbherzig, finde ich, für einen Untertitel, der großes ankündigt: „Wie der Flüchtlingssommer vor fünf Jahren Österreich veränderte“. Die GESCHICHTE dazu verlor sich offenbar in den druckfahnen.

Ich weiß schon, das Wort „Flüchtlingswelle“ sollte man nicht verwenden, genauso wie „Flüchtlingsstrom“ oder gar „Flüchtlingsflut“, weil das ja negative Konnotationen und vor allem – was in diesem Zusammenhang immer wieder betont wird – negative Lösungsansätze wie Dammbau, Befestigungen oder Wellenbrecher evoziert. Aber es war halt nun einmal ein plötzliches historisches Ereignis, das über uns hereingebrochen ist (für die Politik war die Entwicklung übrigens vorhersehbar, nachdem 2014 die Gelder der UN für die Lager im Libanon und in Jordanien drastisch gekürzt worden sind) und sich nicht langsam ankündigte. Ein Ereignis, für das metaphorische Bezüge wie Flut und Welle besser passen als politisch zwar korrekte, aber schwammige Begriffe wie „Fluchtbewegung“ oder „Migration“. Die nicht weniger problematisch sind: Denn wo hört Migration auf und wo beginnt Flucht?

Dazu noch einmal die Zahlen: 2015 waren weltweit zirka 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Davon elf Millionen Menschen aus Syrien. Vier Millionen von Ihnen suchten außerhalb ihres Landes Schutz. Davon kamen wiederum knapp eine Million nach Österreich (90.000) bzw. Deutschland (890.000). Doch Vorsicht! Die Zahl 90.000 bezieht sich auf die Asylanträge. Tatsächlich Asyl in Österreich erhielten in den letzten 5 Jahren zirka 70.000 Menschen aus Syrien, Afghanistan, Irak oder dem Iran. Das ist nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung. Oder einer von 125 Menschen in einem Kinosaal.  

2015: Szene 1

Salzburger Hauptbahnhof. September 2015. Ich bin zufällig hier und sehe einen Zug einfahren. Der Bahnsteig ist überfüllt mit Menschen. Es ist ein Flüchtlingszug. Als die ersten Flüchtlinge aussteigen, wird geklatscht. Auf den Transparenten steht „Flüchtlinge Willkommen“ und die Menschen beklatschen die aus zögernd aus dem Zug Steigenden. Mein erster Impuls: „Das kann nicht gut gehen. Das ist nicht angemessen.“ Für mich hatte es etwas von einem surrealen Theaterstück als ich versuchte, mich in die Menschen hineinzufühlen, die hier am Bahnsteig gestrandet waren. Geflüchtet, vertrieben aus ihrer Heimat, aus einem Kriegsgebiet mit oft nur einem Sackerl in der Hand, stehen sie da und können nicht einordnen, was hier gerade abläuft. Applaus. Wohlgemerkt: Das war damals nicht nur blauäugig. Das war auch zu verstehen als klare Kampfansage im politischen Diskurs – gegen die, die glauben, das Problem wäre lösbar, indem man die Festung Europa dicht macht. Das ging damals nicht und das geht auch heute nur auf Kosten derer, die unsere Hilfe brauchen.

2015: Szene 2

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Wenige Wochen später im November 2015. An der Grenze zu Freilassing. Es ist 3 Uhr früh. Ich bin am Grenzübergang Freilassing. Im letzten Zelt, bevor es über die Brücke nach Deutschland geht. Draußen ist es noch dunkel. Kalt. Alle halbe Stunde verlassen 30 Menschen dieses Zelt und 30 neue kommen. Meine offizielle Aufgabe hier ist es, für einen geordneten Ablauf zu sorgen. Wir haben eine Kinderecke eingerichtet, mit Decken und ein paar Spielsachen. Die Erwachsenen danken es uns mit Blicken. Viel wird nicht geredet. Was wir geben, ist Augenhöhe. Respekt. Verständnis. Ein Lächeln hier. Eine kleine Geste dort. In dieser Nacht durchschneide ich bei zirka 500 Menschen das Armband und öffne das Zauntor, damit sie über die Brücke gehen. Schüttle Hände – sage „Good Luck“ wie ich es noch nie gesagt habe. Ein kleines Mädchen, dem ich zuvor ein Blatt Papier und Stifte reichte, dreht sich um und läuft noch einmal zurück. Zu mir. Steckt mir ein Bild zu, das sie im Zelt gezeichnet hat und lächelt. Ich sehe nur Wasser und Menschen. Im Wasser. Ohne Boot. Rechts oben ein Sonnenfleck. Ich bin bestürzt. Umarme sie. Danke! Was werden wir unseren Kindern erzählen? Was machen wir hier? Was wir tun können, ist begrenzt. Aber es gibt Kraft, als freiwilliger Helfer Teil von einer Zivilgesellschaft zu sein, die menschlich handelnd vorangeht.

Im Herbst 2015 hatte man kurze Zeit das Gefühl, dass das Schüren von Ressentiments gegenüber Schutzsuchenden in diesem Land nicht mehrheitsfähig ist. Das hat sich geändert. Grundlegend. Bald schon wurden Obergrenzen eingeführt und hässliche Bilder bewusst in Kauf genommen. Über die Köpfe der Geflohenen und Schutzsuchenden hinweg. Im Namen eines grausamen Spiels, das ich geostrategisches Domino nenne. Wo Domino gespielt wird, gibt es einen ersten Stein. Und eine lange Schlange aus Steinen. Und irgendwo am Ende der Schlange da erwischt es Menschen. Da werden Menschen begraben und Hoffnungen. Doch es war kein Spiel, das an der mazedonischen Grenze in Idomeni gespielt wurde. Das war reales Tränengas. Das war reale Gewalt.

2015: Szene 3

Weiter nach Lesbos. Zu den Bergen von Schwimmwesten, die sich an der Küste türmen. Zu den Fischern, die seit Juli 2015 beinahe täglich tote Menschen aus dem Meer ziehen; und wenn sie Menschen in Seenot helfen womöglich der Schlepperei bezichtigt werden. Hier an den Rändern zeigt Europa sein wahres Gesicht. Hier konnte man sie sehen, die Dominoeffekte, mit denen Spin-Doktoren die politische Debatte gestalten, ohne an Lösungen interessiert zu sein.

Frauen, Männer, Kinder. So viele Kinder. Traumatisiert. Verzweifelt. Tot. Unerträgliche Bilder, die sich eingebrannt haben, wie das des 3-jährigen toten Jungen am türkischen Strand. Mit rotem T-Shirt und kurzer blauer Hose. Das Gesicht im Sand vergraben. Sein Name war Alan Kurdi. Ich muss ihn hier sagen. Es ist schwer hinzuschauen. Aber wohin sollen wir schauen? Überall werden sie angespült. Menschen, die alles zurückgelassen haben. Hals über Kopf geflohen sind, auf der Suche nach dem Silberstreif am Horizont, der sich Hoffnung nennt. Noch immer.

fairMATCHING – eine Idee, die zündet

Wenn ich über die Anfänge von fairMATCHING schreibe, muss ich auch darüber schreiben. Ich kann und will diese Bilder und die Geschichten, die sie erzählen, nicht vergessen. Flucht beginnt dort, wo Menschen fliehen. Hals über Kopf. In der Nacht, weil sie um ihr Leben fürchten; weil sie verfolgt werden; weil es kein Wasser mehr gibt, das sie trinken können; weil sie Kinder haben, die seit Monaten keine Schule mehr besuchen konnten; weil Existenzen auseinanderbrechen und die Hoffnung verschwunden ist. Die Situation war extrem damals. Extrem aufgeladen. Und wir? Wir wollten was tun!

Und wir tun noch immer: Seit 2016 begleiten wir Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund individuell und auf Augenhöhe auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt. Weil wir davon überzeugt sind, dass Arbeit ein Motor sein kann, um sich in einem neuen Land zurechtzufinden und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Als wir Ende 2015 mit unserem Ansatz ins kalte Wasser sprangen, gab es überall Flüchtlingsheime und unsere Arbeit bestand zum großen Teil im Sondieren der Situation. Unter den Geflüchteten von damals finden sich heute Menschen und Freunde, die in Österreich Karriere gemacht haben, was zeigt, dass Integration langsam in die Tiefe geht. Die UNHCR verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff „Naturalization“ als Maßstab für gelungene lokale Integration. Ende Dezember 2018 beschließt sie in diesem Zusammenhang einen New Deal, den sie Global Compact on Refugees nennt, mit der „Stärkung der Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der geflüchteten Menschen“ als einen von 4 Eckpfeilern. Es hat sich viel getan, hierzulande. Und trotzdem: das Sterben an den Grenzen von Europa hat nie aufgehört, auch wenn es aus den Medien verschwunden ist.

Auch wir haben damit leben gelernt. Wir reden nicht darüber, was an den Rändern von Europa passiert oder was am Balkan gerade abläuft. Wir reden nicht von der unzumutbaren Situation Tausender Kinder auf Lesbos oder Chios. Wer reden nicht mehr über den Krieg in Syrien. Oder das Regime in Afghanistan. Wir echauffieren uns nicht mehr darüber, dass Österreich es nicht schafft, in Zeiten von #corona ein Zeichen zu setzen und wie Deutschland und andere halbwegs zivilisierte Länder ein paar Kinder aus den total überfüllten Flüchtlingslagern aufzunehmen. Wir haben uns damit abgefunden, dass wir nach außen hin nicht menschlich handeln, weil das unser Land für Menschen, die sich auf der Flucht befinden, attraktiv machen würde. Und wir leiden. Wir leiden unter dieser unerträglichen, von oben aufgezwungenen Logik genannten Schizophrenie wie die Hunde. Weil wir insgeheim wissen, dass damit unsere Loyalität zu einem Land, das wir lieben, auf dem Spiel steht. Und weil wir wissen, dass “die hermetische Schließung der Südgrenze Europas durch die EU eine Liquidierung des Asylrechts ist und damit ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit”, wie Jean Ziegler es auf den Punkt bringt.

Aber zurück zu fairMATCHING. Und dorthin, wo wir Dinge in die Hand nehmen und gestalten können. Wir sind seit 2018 Partner des AMS, weil wir bewiesen haben, dass individuelle Begleitung auch in Zahlen messbaren Erfolg bringt. Und zwar nachhaltigen. Und weil wir jeden Tag aufs Neue versuchen, unser Angebot anzupassen. Zu adaptieren. Zu optimieren. Wir sind erfolgreich, weil wir uns nie hinter Maßnahmen verstecken, sondern immer den Dialog suchen. Vorbehaltlos. Wir sind erfolgreich, weil wir über den Tellerrand schauen, das heißt, auch das sehen, was nicht unmittelbar mit unserer Kernaufgabe zu tun hat. Weil wir Menschen nicht auf einen Aspekt reduzieren, sondern versuchen, sie in ihren Bedürfnissen ganzheitlich ernst nehmen. Das schafft jene Beziehungsqualität, wo das Miteinander gedeiht.

Outside-the-Box

Dieses Denken „Outside the box“ war und ist auch die Vision von fairMATCHING –, weil es uns von Anfang an nicht nur um Arbeitsvermittlung ging, sondern um das dynamische Verhältnis von Arbeit UND Integration, wie es unsere Tagline „Arbeit als Motor für Integration“ nahelegt. Arbeit kann Integrationsmotor sein, muss es aber nicht. Arbeit kann bestehende Schwierigkeiten auch zuspitzen, Isolation verschärfen, wenn Vorurteile das Sagen haben oder/und es keinen Raum gibt, in dem man/frau wachsen kann. Genauso wie Familie Schutz sein kann und Rückzugsort, aber auch Gefängnis, wenn Frauen mit Fluchthintergrund sich entschließen, ihren eigenen Weg zu gehen und kulturelle Festschreibungen dabei mitunter den Atem nehmen.

Vor diesem Hintergrund haben wir Arbeitsvermittlung niemals als isoliertes Ziel gedacht, sondern immer auch auf das Rundherum geschaut und darauf, wie diese Arbeit sich für den Einzelnen anfühlt; was durch Arbeit passiert; ob sie beflügelt oder niederhält; ob sie isoliert; ob sie Erfahrungen zementiert oder neue Möglichkeitsräume öffnet; ob sie Menschen festschreibt auf einen Status Quo oder ob sie die Potenziale sieht, die brach liegen, und diese entwickelt.

Unser richtungweisendes EU-Projekt FRAUEN MUT MACHEN, das wir 2018 und 2019 durchführten, war in dieser Hinsicht genauso wichtig, wie das unsere Arbeit flankierende Erzählprojekt VON WO ICH MICH SEHE oder unsere zahlreichen, etwas profaneren JOB-SPEED-DATING-Events.

Unser Denken „Outside the box“ brachte es auch mit sich, dass wir im letzten Jahr – angeregt durch die Berührung mit europäischen Grass-Roots-Projekten – das für uns Zusammengehörende – Arbeit UND Integration – in einem neuen Anlauf trennten und als Replik auf die reale Situation provokativ zuspitzten: „Arbeit und?...“ versucht in aller Entschiedenheit die Frage zu beantworten, was „Arbeit“ dem Einzelnen in seiner konkreten Situation bringt und was „trotz Arbeit“ im Sinne eines guten Zusammenlebens zu tun bleibt.

Konkret stellten wir uns ganz entschieden die Frage, wie die Kluft, die sich immer wieder zwischen der Vermittlung von Arbeit und der Entwicklung in Richtung aktiver und vollwertiger Bürgerschaft auftut, nachhaltig zu schließen ist. Denn das ist der wunde Punkt, der uns auch nach fünf Jahren noch zu schaffen macht: Dass geflüchtete Menschen hierzulande zwar allerhand Zuwendungen erfahren, jedoch dort, wo sie nicht mehr empfangen, sondern in die Gestaltung gehen wollen, die gläserne Decke spüren, die sie an der selbstbestimmten Verfolgung ihres Wegs hindert.

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Unsere Antwort darauf heißt “matchBOX”  

Ein Raum, in dem wir nicht nur miteinander reden, sondern auch miteinander tun.

Ein Raum, in dem wir unsere Kernkompetenzen der Arbeitsvermittlung reflektieren und ausbauen können. Und gleichzeitig ein Raum, in dem wir über den Tellerrand schauen und aus der Praxis heraus entscheidende Mosaiksteine für ein gelungenes Zusammenleben mitgestalten können. Arbeit und! …  

Ein SOCIAL HUB, der als Inkubator oder Brutkasten für das Land Salzburg fungiert, indem soziale Innovation sich niederschwellig erproben kann. Ein zugleich dialogischer und experimenteller Raum, der ergebnisoffen, niederschwellig zugänglich und brückenschlagend ist. Ein Raum, in dem neue Formate entwickelt und durchgespielt werden können. Und ein Raum, der natürlich nur extrem partizipativ funktionieren kann, wenn NEWCOMER oder NEUANKÖMMLINGE als aktive Gestalter ernst genommen und in ihrer Selbständigkeit gefördert werden sollen. Gleichzeitig aber auch ein Raum, der die Schnittstelle bildet zu ganz konkreten Anforderungen des Arbeitsmarktes.

Ein Raum, der auf folgenden 4 Säulen errichtet werden soll:

1)    Participation & Empowerment – die matchBOX als co-kreatives, dialogisches Projekt, das NEWCOMER von Anfang aktiv mitgestalten.

2)    Social Innovation – die matchBOX als Ort, wo niederschwelliges Miteinander-Lernen, Erfahren, Erproben und Experimentieren möglich ist.

3)    Open Space – die matchBOX als offener Raum für neue Formate, Ideen, Menschen und Aktivitäten.

4)    Information & Guidance – die matchBOX als Informationsdrehscheibe und Ort der Arbeitsvermittlung, Beratung, Begleitung, Führung (Guidance), der auch von anderen Stakeholdern genutzt werden kann.

Dieser Text ist auch ein Aufruf. Macht mit! Meldet euch! Teilt die Kunde. Es ist Zeit, dass wir noch viel entschiedener die Welt und unser Salzburg miteinander gestalten.

Wir freuen uns auf jede Stimme!

Wolfgang Tonninger

Endlich wieder face2face beraten!

Good News für Arbeitsuchende mit Migrationshindergrund, Geflüchtete oder Drittstaatangehörige: Ab 18.5.2020 können wir wieder persönliche (Erst-)Gespräche führen.

Seit 16. März 2020 durften wir aufgrund der Corona COVID-19 Sicherheitsvorkehrungen keine persönlichen Beratungsgespräche mehr durchführen. Es war für uns, aber vor allem für die Menschen, die wir betreuen, nicht leicht, die aktuelle Lage, die wirtschaftlichen Folgen, den Einbruch des Arbeitsmarktes und die Regierungsmaßnahmen ohne persönlichen Kontakt zu kommunizieren. Vieles geht beim Telefonat verloren, das wurde uns in dieser Zeit noch mal mehr bewusst. Gerade Menschen, die Deutsch als Zweitsprache sprechen, tun sich erheblich leichter, die Sprache und die Bedeutung des Gesagten zu verstehen, wenn sie die Mimik und Gestik miteinbeziehen können.

Doch nun ist es endlich so weit: Ab 18.5.2020 dürfen wir wieder persönliche (Erst-) Gespräche führen. Selbstverständlich mit den üblichen COVID-19 Sicherheitsvorkehrungen: Mund-Nasen-Maske, Hände desinfizieren und Abstand halten. Bitte unbedingt einen Termin vereinbaren, da wir nur eine bestimmte Zahl an Plätzen haben.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Katrin, Silke und Astrid

 

Bitte einen Beratungstermin unter:
☎️ +43 650/910 09 95 oder per Mail unter
📧 info@fairmatching.com vereinbaren

Wichtige #corona Infos

Liebe KundInnen,
wir können uns vorstellen, dass Ihr viele Fragen rund um das Leben und Arbeiten in Zeiten von #corona habt. Und wir können uns gut vorstellen, dass ihr darüber am liebsten in eurer sehr vertrauten Sprachen reden wollt.

Deshalb möchten wir hier auf eine Hotline des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) hinweisen, die in 9 Sprachen verfügbar ist.

Deutsch +43 1 7151051 411
Englisch +43 1 7151051 403
Arabisch +43 1 7151051 400
Dari Farsi +43 1 7151051 401
jeweils Montag bis Donnerstag 10-14 Uhr, Freitag 9-13 Uhr

Somali +43 1 7151051 402
Montag, Dienstag, Donnerstag 10-14 Uhr, Freitag 9-13 Uhr

Französisch +43 1 7151051 405
Montag 10-14 Uhr, Freitag 9-13 Uhr

Türkisch +43 1 7151051 406
Montag 10-14 Uhr, Freitag 9-13 Uhr

Rumänisch +43 1 7151051 409
Mittwoch 10-14 Uhr

Bosnisch, Kroatisch, Serbisch +43 1 7151051 410
Montag bis Donnerstag 10-14 Uhr

Weitere Informationen auf arabisch: Weitere Informationen auf persisch:

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2019 - Soziale Innovation - 2020

Das war ein Jahr! In Salzburg offiziell als Dialogjahr ausgerufen, hielt es, was es versprochen hat.

Und das auf allen Ebenen: als verrücktes querDENKRAUM-Format, das ich im Herbst gemeinsam mit Werner Pfeffer durch das Land tragen durfte, genauso wie als Teil des FIER-Projekts, in dem wir mit fairMATCHING erstmals Europaluft inhalierten, oder mit dem Erzählprojekt "VON WO ICH MICH SEHE" und der Frage, wie "dein Blick auf mich das Bild verändert, das ich von mir habe.” Und es wollte einfach nicht aufhören, im Dezember beim Charity Dinner im Schauspielhaus Salzburg und dann noch bei einem Kick-Off-Workshop mit dem Support Group Network aus Schweden, bei dem wir gemeinsam mit Newcomern und Partnern im Land das Fenster in eine partizipativere und inklusivere Zukunft aufgestoßen haben.

Das Video-Interview aus der Good News Wochenschau #46 mit Romy Sigl von Anfang Dezember zeigt, wieviel Neuland wir mit unserer Arbeit schaffen. Und das ist gut so. Denn was wäre ein neues Jahr ohne Überraschungen?

Charity Dinner 2019 im Schauspielhaus Salzburg

Nur einen Steinwurf von unserer ersten Location, der ARGE Nonntal, entfernt, ging das zweite fairMATCHING Charity Dinner am 10.12. im Schauspielhaus Salzburg bzw. im Theater- und Haubenrestaurant Nestroy über die Bühne. Ein guter Boden für uns, wie sich schnell herausstellte.

Nicht nur der Intendant Robert Pienz war von Anfang von unserer Idee begeistert, 50 hochkarätige und engagierte Personen an einem Tisch zu versammeln. Auch die Unterstützung des kompletten Teams war einzigartig. Danke für die erlesenen Gaumenfreuden und euer umsichtiges und herzliches Service!

Auch die wunderbaren Gäste trugen das ihre dazu bei. 2019 war ein gutes Jahr. Auch, weil es in Salzburg im Zeichen des Dialogs stand. Das spürten wir auch an diesem Abend, an diesem Tisch. Diese Vielfalt, diese Begeisterung, diese Neugier - wohin man schaute, konnte man sich davon überzeugen, wie ansteckend Augenhöhe ist. Ein besonderer Dank gilt natürlich auch heuer wieder den Künstlern, die diesen Abend mitgestalteten: Efe Turumtay (Geige) und Nikola Saric (Akkordeon), die musikalisch alle Grenzen hinter sich ließen, und Jad Turjman, der nicht nur erzählte und aus seinen Texten las, sondern auch zuhörte, wie Katharina Stemberger den Jasmin seiner Heimat Damaskus buchstabierte. Und - last but not least - Peter Gastberger, der Chef vom Scalaria Event Ressort, der uns zwei für diesen Anlass geschaffene Gemälde schenkte, die in einer “stillen Versteigerung” an die Frau gingen. Ihr Titel: “ZUVERSICHT. White Twins”.

Am Ende war er viel zu kurz der Abend. Oder viel zu schnell vergangen. Was bleibt, ist die Erinnerung an viele leuchtende Augenpaare. Das Lachen. Die Musik. Und die Nachdenklichkeit. Und Bilder wie diese, die vom feinfühligen Fotografen Enrique Pasquali festgehalten wurden. Er schuf auch die Portraits zu den Wort-Bild-Collagen, die als Wanderausstellung an diesem Abend im Schauspielhaus Station machten.

Ein eigenes Unternehmen in der neuen Heimat - Mouayad und Nabil haben den Schritt gewagt

Seit fast 4 Jahren begleiten und unterstützen wir nun Menschen mit Fluchthintergrund bei der Arbeitssuche. Manche dieser Beziehungen werden persönlich und intensiv – Sodass man sich auch nach erfolgreicher Vermittlung nicht ganz aus den Augen verliert. Weil man Interesse daran hat, wie es dem anderen geht und sich über positive Entwicklungen mitfreuen möchte. So ist es auch bei Mouayad. Und weil wir solche herausragenden Leistungen teilen und solche Menschen unterstützen wollen, erzählen wir seine Geschichte.
 


Mouayad ist 30 Jahre alt und kommt aus Damaskus (Syrien) und ist seit Ende 2015 in Österreich. In seiner Heimat hat er den MBA abgeschlossen und dann in einer Bank, als Wirtschaftslehrer und bei der Regierung in Damaskus gearbeitet.

Nach einem freiwilligen Integrationsjahr in Salzburg, kam Mouayad zu fairMATCHING. Sein Ziel war es, wieder in seinem alten Berufsfeld anzuknüpfen. Dank seiner engagierten und zielstrebigen Art war das auch bald der Fall. Seine ersten Erfahrungen machte er bei Generali. Danach war er als Buchhalter bei einem Verein angestellt.

Mouayads Traum
Doch schon längere Zeit war Mouayad auf der Suche nach mehr, nach etwas Neuem, nach etwas Eigenem. Er wollte diesen Traum mit einem Freund verwirklichen . Nabil (31, aus Damaskus) brachte mehrjährige Erfahrung in Hotel- und Gastronomie mit. Mouayad war bereit dazu, sich alles anzueignen.

Schließlich war die Idee geboren: hochwertiges Fastfood aus orientalischen Gerichten gepaart mit internationalen Geschmäckern – Uncle Falafl.

Gesagt, getan
Mouayad suchte sich einen Job in der Gastronomie, um Erfahrung zu sammeln, und gemeinsam suchten sie parallel dazu nach dem passenden Standort. Im August wurden sie dann fündig – allerdings war sehr viel Renovierungsarbeit notwendig.

Zwei Monate haben die beiden viele Nachtschichten eingelegt, um ihr eigenes Lokal zu eröffnen. Und es hat sich gelohnt!!

Fastfood der Extraklasse>
Bei Uncle Falafl wird alles frisch zubereitet und das schmeckt man auch! Trotzdem kann man dort zu fairen Fastfood Preisen (sehr viel) essen. Mouayad freut es besonders, dass so viele Österreicher kommen und neue Geschmäcker und Gerichte ausprobieren.

Auch das Design des Lokals ist jung und frisch und sorgt dafür, dass man sich als Gast  wohl fühlt. Uncle Falafl ist rundum gelungen und definitiv einen Besuch wert. Außerdem bieten die beiden Catering für bis zu 100 Personen an.

Wir gratulieren Mouayad und Nabil und freuen uns auf noch mehr Erfolgsgeschichten! Und falls Ihr oben den Link noch nicht geklickt habt, bringen wir ihn hier noch einmal in voller Länge ;-)
https://www.facebook.com/uncleFalafel/

VON WO ICH MICH SEHE – ein Erzählprojekt

Wir sehen es jeden Tag: dass die Geschichten, die andere über uns erzählen, beflügeln aber auch lähmen können. Und wie wichtig es ist, die Autorschaft über seine eigene Geschichte einzufordern, um nicht den Festschreibungen der anderen hinterherzulaufen, ein Leben lang.

Daraus ist, im Zusammenspiel mit dem wunderbaren Fotografen Enrique Pasquali, die Idee für die Ausstellung “VON WO ICH MICH SEHE” entstanden. Eine Serie aus Wort-Bild-Collagen, in denen die Portraitierten in ihrer Individualität zu leuchten beginnen und damit den herrschenden Diskurs über Flucht und Heimat herausfordern. Das war die Ausgangsidee. Für das Salzburger Dialogjahr 2019 wurde diese Portraitserie von “Geflüchteten” nun um 8 Portraits von “Einheimischen” erweitert. Das Ergebnis ist eine Wanderausstellung aus 16 Bildern und Zitaten, die nicht nur mit dem Publikum, sondern auch untereinander in Dialog treten. Indem sie Geschichten andeuten, die im Auge und Herzen der Betrachterin weitererzählt werden.

Das Setting war sehr speziell. Anstatt jedem Portraitierten die gleiche Frage zu stellen, ließen wir uns mit jedem Gegenüber auf ein Gespräch ein und erkundeten gemeinsam und sehr individuell das Terrain, in dem Identität geformt wird. Und ließen uns überraschen. Wie von Randa Abdulla (siehe erstes Bild der Gallerie), die lange über die Suche nach ihrer Rolle als Frau hier in Österreich sprach, ehe sie einen Moment lang innehielt, um mit einem Leuchten in den Augen festzuhalten, dass sie eigentlich gar keine Syrerin sei. Und dann erzählte sie von Palästina, vom See Genezareth und dem Ort Tiberias, wo ihre Großmutter lebte. Sie beschrieb die rotbraune Erde ihrer Heimat, die so fruchtbar war, dass alles, was sie fallen ließ, zu wachsen begann. Daraus entstand dieser eine Satz. Das Leuchten ist im Bild zu sehen.

Brücken schlagen. Gratwandern.
Zwischen gestern und heute.

Wer bin ich?
In meinen Augen und in den Augen der anderen?
Wie verwandelt dein Blick auf mich das Bild, das ich von mir habe?

Wo beginne ich? Und wo ende ich?
Bin ich die Antwort schuldig oder mehr die Frage?

Der Weg, den ich gehe, wird erst sichtbar, wenn ich mich umdrehe.
Durch die Spur, die ich hinterlasse und die ich nicht mehr bin.

Endlich siehst du mich da, von wo ich dich sehe.

TriBühne frei!

Wir blicken zurück auf einen extrem spannenden und gelungenen Nachmittag Und stecken mitten in den Nachbearbeitungen dank vieler „glücklicher Fügungen“ bei unserem 3. Job-Speeddating in der Tribühne Lehen. Vielen Dank dem Hausherrn Jochen Höfferer, der seine Türen für uns öffnete.

Einige Wochen haben wir viel Zeit und Energie in die Planung unseres 3. Job-Speeddatings gesteckt. Dabei entstand auch Druck. Druck, den wir uns selbst machten, da wir uns vorgenommen haben, uns und unsere Arbeitsweise laufend weiterzuentwickeln, und regelmäßig zu reflektieren, um BewerberInnen und Unternehmen noch besser unterstützen zu können. Aber es gab auch immer wieder unerwartete Energiezufuhr, wie den Anruf aus dem Büro von Integrations-Landesrätin Andrea Klambauer, die uns versicherte, beim Job-Speeddating dabei zu sein. 

Vor diesem Hintergrund war es uns wichtig, nicht nur alle „neuen“ TeilnehmerInnen von der Professionalität unserer Arbeit zu überzeugen. Sondern auch, dass Unternehmen wie SPAR, Salzburg AG, boulderbar oder Findologic, die bereits zum dritten Mal dabei waren, eine Weiterentwicklung unserer Arbeit erkennen. Mit dem klaren Fokus von unserer Seite, dass am Ende Unternehmen und Arbeitssuchende noch gezielter zueinander finden und noch mehr Brücken zu „fairen Matchings“ geschlagen sind! 

Am Tag der Veranstaltung hatten wir ein gutes Gefühl: 13 Unternehmen, 5 Initiativen und 40 BewerberInnen waren angemeldet. Die neue Location bot alles, was wir für einen reibungslosen Ablauf benötigten. 

Als die ersten BewerberInnen für die Registrierung kamen, war schnell klar, dass der Andrang größer sein würde als erwartet. Genau gesagt, hat sich die Zahl der TeilnehmerInnen auf über 70 fast verdoppelt :)

Dank unseres super eingespielten Teams konnten wir trotzdem pünktlich starten. 

Nach der Begrüßung stürmten die BewerberInnen regelrecht zu den Tischen, an denen die Unternehmen saßen – ein unglaublich schönes Gefühl zu sehen, dass sich dieses Format schon so etabliert hat und vor allem so positiv angenommen wird!  

Sofort war ein Knistern in der Luft zu spüren. Angeregte Gespräche, strahlende Gesichter und ein großer Andrang bei allen Unternehmen: Wir hatten unser Ziel erreicht! 

Jede/r verließ die Veranstaltung mit einem Lächeln im Gesicht. Und die Tage danach erhielten wir von allen Seiten positive Rückmeldung und haben erfahren, dass einige weiterführende Bewerbungsgespräche stattfinden werden. 

Wir sind überglücklich und wollen uns bedanken für das Vertrauen in fairMATCHING. Und natürlich für Feedbacks wie diese: 

„Vielen Dank, dass wir dabei sein durften. Gratulation zu dieser tollen Veranstaltung.“

Dr. Rene Tittler, Firma Zeiller

„…Lange Rede, kurzer Sinn: Wir sind natürlich beim nächsten Mal gerne wieder mit dabei.“

Georg Sorst, CTO Findologic

"Ich war dabei! Zum Glück, weil ich einige qualifizierte Personen persönlich kennengelernt habe, für die ich als Personalvermittler für Dauerstellen passende Unternehmen kontaktieren kann (…)“

Robert Kastner, jobaktuell.eu

Job Speeddating auf der TriBühne Lehen

Die Idee des Job-Speeddatings ist, Arbeitgeber und Arbeit suchende Menschen mit Fluchthintergrund auf neutralem Boden und in entspannter Atmosphäre zusammenzubringen. Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich unverbindlich kennenzulernen – mit der Option auf mehr. 

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am 03.10.2019 um 14 Uhr Auf der Tribühne Lehen (Tulpenstraße 1, 5020 Salzburg). 

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Dass dieses Job-Speeddating auch für fairMATCHING noch immer einen besonderen Platz einnimmt, unterstreicht Vereinsobmann Wolfgang Tonninger: „Wir haben von Anfang an über den Tellerrand der reinen Arbeitsvermittlung von Menschen mit Fluchthintergrund hinausgesehen und auch die Bedarfe der Unternehmen sehr ernst genommen. Vor diesem Hintergrund soll das jährliche Job-Speeddating viel mehr als eine Abkürzung der Arbeitssuche sein, sondern eine Plattform, auf der Dialog passiert.“

Vor diesem Hintergrund sind Begegnungsformate wie das Job-Speeddating auch dazu da, „Berührungsängste abzubauen und Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es viele sehr kompetente und vor arbeitswillige Menschen innerhalb dieser Zielgruppe gibt, die bei konventionellen Bewerbungsprozessen sehr leicht durchfallen“, wie Katrin Gerschpacher, zentrale Koordinatorin dieses Job-Speeddatings festhält. 

Dass einige namhafte Salzburger Unternehmen bereits zum dritten Mal beim Job-Speeddating teilnehmen werden, beweist, dass dieses Format sehr gut ankommt. Wenn gewünscht, berät der Verein auch bei bürokratischen Angelegenheiten und während der Onboarding-Phase. Das heißt, über den Vermittlungsprozess hinaus.

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Interessierte Unternehmen können sich unter info@fairmatching.com oder 0650/91 00 995 informieren bzw. anmelden. 

Istanbul war eine Reise wert

Anfang Mai trafen wir im Rahmen des FIER-EU-Projekts in Istanbul unsere europäischen Partner. In einer Stadt an der Grenze von Europa und Asien. In einem politisch brisanten Land, das mit Syrien eine gemeinsame Grenze von 900 Kilometern teilt und das jenes Land auf der Welt ist, in dem mit 3,7 Mio Menschen am meisten Flüchtlinge leben. Ein Land, in dem wir mit YUVA einen Partner haben, der als NGO großartige Arbeit leistet.

Beim Hinflug lasse ich die Jahre mit fairMATCHING Revue passieren. Vom Herbst 2015, als wir uns formten – als kleine Zelle mitten in der Zivilgesellschaft, die auf den Willkommenshype mit konkreter Integrationsarbeit antwortet. 2016, als wir den Sprung ins kalte Wasser wagten – mit dem Ansatz, aus der konkreten Praxis heraus neue Formate und Lösungsansätze für die Begleitung von geflüchteten Menschen in Richtung Arbeitsmarkt zu entwickeln. 2017, das Jahr der Professionalisierung. 2018 – das Jahr der ersten großen Kooperationen (mit Unternehmen und Institutionen wie AMS, Land Salzburg und HIL Foundation). 2019 – das Jahr der Bestätigung und mit FIER auch das Jahr des Aufbruchs in Richtung neue Horizonte. Das Flugzeug landet am monströsen Flughafen in Istanbul und während wir 40 Minuten im dichten Netz der Landebahnen dahinstottern, damit uns die Zeit wieder einholen kann, begleitet mich die Frage, wie der nächste Schritt in unserer Arbeit mit geflüchteten Menschen wohl aussehen wird. Denn dass es einen nächsten Schritt geben muss, ist mir in diesem regenverhangenen Moment sonnenklar – weil wir uns verändern müssen, um in diesen turbulenten Zeiten auch nur halbwegs die gleichen zu bleiben. Endlich ist die Maschine zum Stillstand gekommen. Merhaba Istanbul.

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Was FIER für uns bedeutet? Dass wir jetzt europäische Luft atmen dürfen. Das ist gerade in Zeiten wie diesen so wichtig wie nie zuvor. Weil es heute darum geht, sich auszutauschen, zu lernen und grenzüberschreitend gemeinsam zu wachsen – und dabei immer wieder neue Wege zu versuchen. Das heißt, nicht Altbekanntes einfach wiederholen, weil es eine Förderung gibt, sondern diese Förderung zum Anlass nehmen, neue Formate und neue Ansätze auszuprobieren. Und dabei nicht auszublenden, dass es neben der FAST-TRACK-INTEGRATION (FIER) auch eine SLOW-TRACK-INTEGRATION (SIER) geben muss, wenn unser Tun nachhaltig sein soll. Diese Stimmenm tauchen immer wieder auf.

Istanbul war jedenfalls eine Reise wert. Die Vibrations unter den FIER-Partnern waren großartig und der Erfahrungsaustausch für alle enorm wichtig. Besonders in Erinnerung bleiben für mich der Studienbesuch in der „Women to Women Refugee Kitchen“ in einem Stadtteil von Istanbul, der von unserem türkischen Partner YUVA organisiert wurde, und das Support Group Network in Schweden, das wir durch seinen Gründer Adnan Abdul Ghani, der selbst aus Syrien geflohen ist, kennenlernen durften. Zwei Grass-Roots-Projekte, die in einer geheimnisvollen Art und Weise miteinander in Dialog stehen, geht es doch beiden im emphatischen Sinn um EMPOWERMENT und die Herausbildung von sich selbst organisierenden Strukturen.

Das könnte auch für uns ein Hinweis sein, der es wert ist, weiterverfolgt zu werden. Weil Arbeitsvermittlung nur dann nachhaltig ist, wenn sie Integration und Selbstermächtigung vorantreibt. Vor diesem Hintergrund könnte sich fairMATCHING 2.0 um die Re-Fokussierung und Zuspitzung unseres ganzheitlichen Zugangs drehen. Dass wir am Ende wieder dort stehen, wo wir 2016 angefangen haben. Als Pseudosozialarbeiter, die ohne Scheuklappen die Herausforderungen ernst nehmen, die auf uns warten.

Einen Arbeitstitel haben wir schon. Mehr dazu nach dem Sommer.