Charity Dinner

Charity Dinner 2025: Alles gleich. Alles anders.

Was für ein Verzaubernder Abend! Wir haben es wieder mal geschafft: 40 Menschen aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Politik und Soziales an einem virtuellen Tisch zu versammeln – auf Augenhöhe und ohne das Schickimicki, das normalerweise Charity Events begleitet. Im YAZZOON von Peter Yazan Sikarea, der zusammen mit seinem wunderbaren Team dem Abend seine ganz besondere Note gab.

Doch denkwürdig waren nicht nur der Raum und die Gäste, ein inspirierender Mix aus bekannten und neuen Gesichtern, langjährigen Partnern und Menschen, die wir begleiten durften, denkwürdig war auch der Umstand, dass wir heuer im Herbst unser 10-jähriges Jubiläum feiern, nicht als Skalierungsgeschichte, wie es sich viele Start-Up-Experten hinter ihren Schreibtischen ausgedacht hätten, sondern als eine permanentes Kreisen um das Wesentliche dessen, was man vielleicht “beflügelnde Interventionen” nennen könnte. Kein Wunder also, dass wir heute noch immer nicht mehr als ein Kernteam sind, eine Herzensmannschaft ohne bürokratischen Speckgürtel – ganz einfach, weil sich Wertschätzung und Augenhöhe nicht skalieren, sondern nur weitergeben lassen.

Doch zurück zu diesem ganz besonderen Abend. Peter Sikarea, den wir vor bald 10-Jahren begleiten – ist eigentlich zu viel gesagt – durften, bietet arabisch-mediterrane Crossover Cuisine vom Feinsten und ist heute eine der gefragtesten Adressen in der Stadt. Warum, ist einfach erklärt. Weil Erfolg immer ein Zusammenspiel ist, Dialog, der in der Küche beginnt, an der Bar zu sich kommt und im Service über sich hinausgeht. Das alles ist YAZZOON und das alles durften wir an diesem Abend verkosten und als Funkeln in den Augen aufnehmen und weitergeben. Wir sind jedenfalls stolz und dankbar dafür, dass wir auf seinem Weg am Anfang ein bisschen die Hände im Spiel hatten, genauso wie die Komplizen und Komplizinnen unter den Gästen – Stadträtin Anna Schiester, Petra Jedinger und Peter Gastberger vom SCALARIA Event Ressort, wo Peter Sikarea als Management-Trainee alle Gastro-Bereiche durchlaufen hat.

Das war sozusagen der Rahmen, den wir gesetzt haben. Dass dieser Rahmen von Musikern wie THOMAS ANDREAS BECK (Poet & Liedermacher), BERENIKE TÖLLE (Chello und Gesang) und DAVID ERA (Pop-Artist & und Produzent) mit behutsamen, musikalischen Impulsen in magische Schwingung versetzt wurde, konnte so nicht erwartet, sondern nur geträumt werden. Geträumt war dann auch noch der Bonus-Track von LUNA AL-MOUSLI, die als DJ in Absence eine Playlist schickte, die sie den Frauen aus der SWAMA Region widmete und den Bogen aus 1001 Nacht hintergründig und beinahe unbemerkt noch einmal weit aufspannte.

Sie sehen: Auch an diesem Abend blieb kein Stein auf dem anderen. So kommt der Titel nicht von ungefähr. 10 Jahre sind nicht länger als ein Wimpernschlag, wenn man seinem Herzen folgt. Nobelpreisträger Anton Zeilinger hat einmal den denkwürdigen Satz geprägt: “Erfolgreich ist, wer Dinge verfolgt.” Uns geht es auch ohne Nobelpreis ähnlich. Wir haben uns als Innovationszelle, als kreative Umsetzer und als stachelige Diskurstreiber in diesen 10 Jahren einen Namen gemacht. Wir haben mit der matchBOX unserem Blick über den Tellerand einen Namen und einen Ort gegeben, haben partizipative Ballons steigen lassen und die Fetzen am Boden zusammengeklaubt. Wir haben große Erfolgsgeschichten begleitet und sind nicht müde geworden, die kleinen Erfolge zu feiern. Weil es auf einer Lebensreise oft nur minimale Verschiebungen sind, die darüber entscheiden, ob ein Zug nach Paris fährt oder nach London.

Aber hat das überhaupt alles noch einen Sinn?

Jetzt, wo Assad in Syrien gestürzt ist? In meinen Einladungen zum Charity Dinner habe ich immer wieder damit begonnen, dass ich gesagt habe: Ja, es gibt uns noch! Und es ist wichtiger denn je, dass es uns noch gibt. Auch, weil es für Menschen mit Migrationshintergrund nicht leichter wird, hier in Österreich Fuß zu fassen. Die Stimmung ist von der rechten Hetze unterminiert. Das hat auch der Sturz Bashar Al-Assads gezeigt. Ein historisches Ereignis, mit dem niemand wirklich rechnen konnte. Und als die Menschen aus Syrien hier in dieser Nacht auf die Straße gingen und feierten, schreibt der gefährliche Kleingeist, der sich den Volkskanzler einbildet: „Die Messerfachkräfte gehören abgeschoben". Und der Innenminister weiß nichts Besseres zu tun, als ihm das Pferd zu satteln, indem er zwei Tage später beginnt, Abschiebungslisten zu erstellen. Derweil Israel vorsorglich mehr als 300 Bomben auf syrischem Gebiet abwirft.

Ich denke, Menschlichkeit zeigt sich in solchen historischen Momenten auch daran, dass man einfach mal den Mund hält. Und aufhört, reflexhaft seine Vorurteile heurnterzuladen und sich den zweiten Blick zutraut. Fragen stellt. Zuhört. Aber das ist in der Politik leider sehr selten geworden.

Keine Angst, ich höre schon auf. Ich möchte nur noch eine kleine Episode teilen. Ich habe vor ein paar Tagen mit unserem Freund OMAR KHIR ALANAM gesprochen. Auch, um ihn um seine Einschätzung zur Lage in Syrien zu bitten. Ich weiß, dass er im Dezember in Damaskus war – bei seinen Eltern, das erste Mal seit 10 Jahren. Ich weiß aber auch, dass seine Sicht eine andere ist, wie die eines Kurden aus dem Norden von Syrien. „Ich habe immer gesagt, ich war in Damaskus“, sagt Omar jenen, die ihn fragten, „weil in Syrien war ich nicht.“ Wir werden unterbrochen, und verschieben das weitere Gespräch. Zwei Tage später schickt mir Omar ein Nachtgedicht, weil er nicht schlafen konnte. Wir reden am nächsten Tag. Auch darüber, wie nahe und unentwirrbar alles ist – die Trauer, die Wut, der Zweifel und die Hoffnung.

Das Nachtgedicht von Omar habe ich an diesem Abend gelesen. Und es war wichtig, dass ich es gelesen habe. Weil wir nicht besser lachen, wenn wir die Augen zumachen. Weil ein Lachen in dieser Welt immer ein Lachen ist trotz alledem.

Ein großes Danke an SIEGRID CAIN für die wunderbaren Bilder. Und – last but not least: Danke Katrin Gerschpacher und Silke Stadelmann für eure Energie, euren Humor, eure Professionalität und eure Menschlichkeit – ohne euch gäbe es fairMATCHING nicht.

PS: Das letzte Foto gehört einem unserer Gäste, Hans Berndl, der die feenhafte Fotografin, die bestenfalls unsichtbar bleibt, auf Pixel-Zelluloid gebannt hat. Danke! Siegrid, wir hoffen, du hast nichts dagegen ;-)

Küchenkabarett mit Omar Khir Alanam

Wir haben es geschafft! Nach 3-jähriger Pause war es wieder soweit. Am 24. Februar im Bauchladen konnten wir unsere Vision wieder mal erproben: 40 Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft an einem Tisch auf Augenhöhe zu versammeln. Gut, es wurden am Ende 4 Tische. Aber es war Augenhöhe pur. Von Anfang an.

Danke an alle die da waren und damit unseren Verein unterstützt haben! Und danke an das tolle Team vom bauchladen – Susanne Erhart, Andreas Auer und Andreas Sunkler –, mit dem wir gemeinsam erspüren konnten, was Partnerschaft bedeuten kann.

Und danke natürlich an den Autor, Poetry Slammer, Kabarettisten, küchenchef und freund OMAR KHIR ALANAM! Was du in der Küche und um die Küche herum geleistet hast, war einfach wundervoll.

Wir sind demütig. Weil wir wissen, dass das alles nicht selbstverständlich ist. Aber der Funke ist übergesprungen. Und die Welt war für einen Abend lang ein kleines Stück besser. Das angekündigte Feuerwerk für Herz, Hirn und Magengrube fand statt. Leise und spektakulär zugleich. Danke Siegrid Cain!, dass du den Abend - angeräumt mit kulinarischen und menschlichen Höhepunkten – fotografisch so wunderbar festgehalten hast.

Grotesk, dass es ausgerechnet der Jahrestag war, an dem der fürchterliche Krieg in der Ukraine begonnen hat. Seit damals gibt es in Österreich es auch sogenannte “KRIEGSVERTRIEBENE” neben den “GEFLÜCHTETEN”. Wir wissen, wie wichtig die schnelle Aufnahme der Menschen war und ist, die aus der Ukraine zu uns kommen. Wir wissen aber auch, dass die Arbeit mit Flüchtlingen so wichtig ist, wie nie zuvor – auch, oder gerade weil sie immer mehr aus dem Diskurs hinausgedrängt werden. Dabei dreht sich hier wie dort alles um die eine Frage: Sind wir als Gesellschaft bereit, Menschen eine Perspektive zu geben?

Man braucht ein großes Herz, wenn man/frau heute ein Fest begehen will. Krieg, Naturkatastrophen, Klimakollaps und De-Solidarisierungstendenzen überschatten beinahe alles, was wir angreifen. Aber wie unser lieber Freund Omar Khir Alanam es treffend formulierte: “Wir dürfen nicht aufhören zusammen zu kommen, wir dürfen nicht aufhören daran zu erinnern, dass Morgen schöner ist.”

Corona hat vielleicht unser Zeitgefühl beschädigt. Corona hat vielleicht die Visionen kleiner und die Angst größer gemacht. Aber die Menschlichkeit lassen wir uns nicht nehmen. Es ist wie gestern und doch eine Ewigkeit her, dass Jehad Turjman am 30. Juli 2022 am Höhen Göll den Abstieg nicht mehr fand. Auch ihn haben wir an diesem Abend in unsere Mitte genommen. Das Herz hat gelacht. Das Herz hat geweint. Und es fühlte sich an wie das Leben.

In ein paar Tagen wird der unermüdliche Omar bei den Dancing Stars seinen ersten Samba tanzen. Wir drücken ihm die Daumen und hoffen, dass er bis dahin das Küchenkabarett in Salzburg aus den Knochen bekommt. Du warst großartig. Wir danken dir!

Zwischen den Stühlen

derPasquali-7349.jpg

„Glück ist eine Oase, die zu erreichen nur träumenden Kamelen gelingt“.

Das ist keine Binsenweisheit, sondern eine Beduinenweisheit, die Omar Khir Alanam mit leichter Hand aber alles andere als beiläufig in sein neues Buch streut. Wie so vieles ganz ohne Ausrufezeichen, aber mit der Empathie und Neugier dessen, der sich seine Heimat neu bauen muss, neu bauen darf, neu bauen will. Heimat – ein großes Wort, das sich im Kleinen versteckt. Sie zu suchen bedeutet die Welt, die vor einem liegt, neu entdecken. Egal, woher du kommst. Mit einem Blick, der zugleich nach vorne und zurück schaut.

Ich habe das Glück, Omar seit einigen Jahren zu kennen. Als wir uns das erste Mal trafen, ich weiß es noch ganz genau, es war vor dem Eingang der Academy Bar in Salzburg – wir veranstalteten einen Abend zum Thema „Heimat 2.0“, ich durfte den Abend moderieren und er war als Bühnengast und Autor eingeladen. Mit seinem druckfrischen Erstlingswerk „Danke! Wie Österreich meine Heimat wurde“ unterm Arm setzte er sich vor der Veranstaltung zu mir an den Tisch, der in meiner Erinnerung mitten am Gehsteig stand. Wir stellten uns vor und begannen zu reden. Und die Worte kamen auf uns zu. Ungezwungen. Leichtfüßig. Den ganzen Abend lang.

heimat20.jpg

Omar kam vor 6 Jahren nach Österreich. Über Umwege von Damaskus nach Graz. Sein Buch „Danke!“ ist so etwas wie eine Annäherung an seine neue Heimat in einzelnen Stationen. Mit viel Witz und Empathie nimmt er uns bei der Hand und bringt uns dorthin, wo wir unsere Welt aus seinem Blick erfahren. Und merken, wie sich dadurch auch neue Fenster in die arabische Welt öffnen. Mit Omar lernen wir, in zwei Richtungen gleichzeitig zu schauen. Und dieses Lernen passiert wie von selber. Nicht im Kopf, sondern dort, wo das Leben zwischen den Kulturen greifbar wird.

Es wäre längst an der Zeit, Danke zu sagen. Danke, dass er unser Land und unser Denken seit Jahren bereichert. Doch Omar ist schon wieder weiter gezogen. Hat Poetry Slams gerockt und Gedichte geschrieben – auf seiner Reise im Dazwischen. Wunderbare Gedichte, deren Zeilen mich nicht mehr loslassen:

„Die Verlierer

sind die, die am häufigsten über den Sieg sprechen.

Lernte ich in Syrien.

Die Sicheren

sind die, die am meisten Angst haben.

Lernte ich in Österreich.“

Jetzt hat er auch noch einen Bestseller draufgesetzt, mein Freund. „Sisi, Sex und Semmelknödel“ ist keine Annäherung mehr. Es ist eine literarische Reflexion aus der Mitte des Landes heraus, wenn zwei Kulturen aufeinanderprallen. Bei Omar ist dieses Zusammenstoßen niemals laut oder brutal. Auch nicht abstrakt oder ideologisch. Sondern immer konkret, mit einer Prise Humor und mitten aus dem Leben. Er lebt und denkt und fühlt und liebt in diesem Land. Ist meiner Grazerin zusammen und mittlerweile stolzer Vater eines kleinen Jungen mit österreichischem Pass.

In dem Drehbuch, das ich gerade schreibe, lasse ich Omar am Anfang aus dem Fenster eines Taxis blicken. Die Landschaft zieht draußen vorbei und seine Stimme sagt folgendes, ohne dass er den Mund bewegt: „Mein Name ist Omar Khir Alanam. Ich bin der, der immer noch seinen Reisepass versteckt. Ich bin Flüchtling. Und ich werde es immer sein. Ich bin der, den jeder Politiker kennt. Ich bin in seiner Rede die Einleitung, der Hauptteil und der Schluss. Ich bin ein Muslim, der 70 Frauen hat. So hat es mir mein Nachbar erzählt. Meine Frau ist eine Grazerin. Sie hat mir einen Sohn geschenkt. ‚Woher kommst du, kleiner Mann?‘, frage ich ihn. ‚Von einem anderen Stern?‘“

Ich bin sehr dankbar, diesen Film-Essay mit und über Omar machen zu dürfen. Er wird „Zwischen den Stühlen“ heißen und in Salzburg gedreht werden. Im Schloss Leopoldskron, in dem der große Max Reinhardt die Salzburger Festspiele erfand. Der Film erzählt die Geschichte einer unmöglichen Begegnung – über Orte und Zeiten hinweg – und das Umkreisen und Hinterfragen des eigenen Standpunkts – zwischen den Kulturen.

"Kultur ist etwas", schreibt er, "das fast überall drinsteckt. Oder sollte. Im Körper. Im Geist. Im Verhalten. In der Kreativität. Im Boden eines Ackers. Ganz egal. Kultur ist Kraft. Zwei verschiedene Kulturen sind zwei verschiedene Kräfte. Wir können sie verwenden, um einander damit zu beschimpfen. Auszugrenzen. Zu hassen. Zu beschießen. Und zu töten. Oder wir können sie zu einer gemeinsamen Kraft bündeln. Wie einen Lichtstrahl, der aus vielen dünnen zu einem dicken wird und auf einen kleinen Mann auf eine Bühne fällt, der seine Beine nicht spürt."

Ich kenne einen Seefahrer, der hat in seinem Hosensack immer eine Kastanie von zuhause eingesteckt. Manchmal, wenn er Heimweh hat, holt er sie heraus, und knetet sie in seiner Handfläche. Der Druck, den er damit erzeugt, lindert den Druck, der auf seinem Herzen lastet. „Wer niemals von zuhause weg war, weiß nicht, was Heimat ist“, meint er, „und braucht es auch nicht zu wissen.“

Das Glück ist eine Oase, die ich mit geschlossenen Augen am besten sehen kann.

_________________________________

Die Bücher von Omar Khir Alanam:

  • Danke! Wie österreich meine Heimat wurde. edition a, 2018

  • Auf der Reise im Dazwischen. Edition Thanhäuser, 2019

  • Sisi, Sex und Semmelknödel. Ein Araber ergründet die österreichische Seele. edition a, 2020

PS: Wir sind noch mitten in der Finanzierung dieses filmischen Abenteuers. Der Film soll im Frühjahr 2021 im Rahmen von ‚100 Jahre Salzburger Festspiele‘ auf ORF III ausgestrahlt werden. Wer diese Filmdokumentation und damit auch das Tun von fairMATCHING unterstützen will, ist herzlich willkommen!

Charity Dinner 2019 im Schauspielhaus Salzburg

Nur einen Steinwurf von unserer ersten Location, der ARGE Nonntal, entfernt, ging das zweite fairMATCHING Charity Dinner am 10.12. im Schauspielhaus Salzburg bzw. im Theater- und Haubenrestaurant Nestroy über die Bühne. Ein guter Boden für uns, wie sich schnell herausstellte.

Nicht nur der Intendant Robert Pienz war von Anfang von unserer Idee begeistert, 50 hochkarätige und engagierte Personen an einem Tisch zu versammeln. Auch die Unterstützung des kompletten Teams war einzigartig. Danke für die erlesenen Gaumenfreuden und euer umsichtiges und herzliches Service!

Auch die wunderbaren Gäste trugen das ihre dazu bei. 2019 war ein gutes Jahr. Auch, weil es in Salzburg im Zeichen des Dialogs stand. Das spürten wir auch an diesem Abend, an diesem Tisch. Diese Vielfalt, diese Begeisterung, diese Neugier - wohin man schaute, konnte man sich davon überzeugen, wie ansteckend Augenhöhe ist. Ein besonderer Dank gilt natürlich auch heuer wieder den Künstlern, die diesen Abend mitgestalteten: Efe Turumtay (Geige) und Nikola Saric (Akkordeon), die musikalisch alle Grenzen hinter sich ließen, und Jad Turjman, der nicht nur erzählte und aus seinen Texten las, sondern auch zuhörte, wie Katharina Stemberger den Jasmin seiner Heimat Damaskus buchstabierte. Und - last but not least - Peter Gastberger, der Chef vom Scalaria Event Ressort, der uns zwei für diesen Anlass geschaffene Gemälde schenkte, die in einer “stillen Versteigerung” an die Frau gingen. Ihr Titel: “ZUVERSICHT. White Twins”.

Am Ende war er viel zu kurz der Abend. Oder viel zu schnell vergangen. Was bleibt, ist die Erinnerung an viele leuchtende Augenpaare. Das Lachen. Die Musik. Und die Nachdenklichkeit. Und Bilder wie diese, die vom feinfühligen Fotografen Enrique Pasquali festgehalten wurden. Er schuf auch die Portraits zu den Wort-Bild-Collagen, die als Wanderausstellung an diesem Abend im Schauspielhaus Station machten.

Ein denkwürdiger Abend

50 hochkarätige und engagierte Personen aus Wirtschaft, Politik und Kultur wollten wir an diesem Abend an einem langen Tisch versammeln. Das war unser Ziel. Am Ende sind es zwei Tische geworden in einer feinfühlig inszenierten Black-Box, die eine wunderbar illustre Tischgesellschaft gleichzeitig illuminierte und über sich hinauswachsen ließ. Und ein Abend, an dem die Gänsehaut unser ständiger Begleiter war.

Oft sind es die Projekte, die einem zustoßen, die man besonders ins Herz schließt. Und oft sind es die Menschen, mit denen man nicht gerechnet hat, die für unvergessliche Momente sorgen. Mit dem, was da letztendlich am 11.12. in der ARGE Kultur über die Bühne ging, durfte niemand rechnen. Erträumt haben wir es uns schon.

Der Filmemacher Chris Marker erzählt in ‘Sans Soleil’ (1983) von einer chinesischen Prinzessin, die es liebte, Listen von Dingen zu erstellen, die ihr wichtig waren. Bis sie einmal die Liste der Dinge erfand, die ihr Herz schneller schlagen lassen. Besser könnte ein Motto für diesen Abend nicht gewählt werden, der in geheimnisvoller Art und Weise unsere Vision widerspiegelte: Dass nämlich in allem, was wir tun, der Geist von fairMATCHING erlebbar wird.

Am Ende konnte sich kaum wer in diesem Raum entscheiden, wo dieser Abend seinen Höhepunkt hatte – in der von Enrique Pasquali behutsam fotografierten Ausstellung der Menschen, die wir begleiten durften, in den lyrisch-verspielten Balladen von David Lageder und Camillo-Mainque Jenny des ‘Duo Grande’, in der Lesung unseres syrischen Freundes und Bestsellerautors Omar Khir Alanam, der das gesamte Emotionsregister bediente oder in den flankierenden Gesprächen auf Augenhöhe, die ihr eigenes Gravitationszentrum schufen und diesen Abend für uns und unsere Gäste unvergesslich machten.

Gespräche, die zeigten, dass jenseits von Populismus und Angstmache immer noch Zellbildungen möglich sind, in denen Menschen neugierig und offen auf die Herausforderungen unserer Zeit zugehen. Es lag gleichsam in der Luft, wie inspirierend und beflügelnd Vielfalt sein kann – Individualität, die sich gegen die Etikettierungen stemmt und uns aus der Umklammerung einer singulären und damit immer verkürzenden Geschichte befreit, die andere über uns erzählen. Als erwünschte Nebenwirkung wurde vielen von uns an diesem Abend wieder bewusst, wie nahe Flucht und Heimat beieinander liegen. Heimat ein Quasi-Ort, “ein schmaler Landstrich, der durch die Kindheit und durch die Herzen führt,” wie Christoph Ransmayr es formulierte: “Jenseits davon ist jeder fremd, ist jeder Ausländer oder Flüchtling und auf Hilfe und Beistand von Eingeborenen angewiesen.“

Unser Dank gilt allen Botschaftern, Mitstreitern, Freunden, Komplizen, Partnern und Sponsoren von fairMATCHING. Wir sind auf Ihre Unterstützung angewiesen – mehr denn je! Dass durch dieses Charity Dinner mehr als 10.000 EURO direkt in unsere Arbeit fließen - dh nach Abzug unserer Kosten –, ist eine Randnotiz, die in die Mitte drängt.